Auf Wiedersehen Deutschland – Bem-vindo Madeira

Endlich ist es soweit, mein Blog geht online. Und ich, ich sitze vor einer leeren Seite und weiß vor Aufregung gar nicht, was ich schreiben möchte.

Ich entscheide mich ganz vorn anzufangen, an dem Punkt, an dem mein Traum begann: in einem Cornwall-Urlaub vor mehr als 20 Jahren. Die kleinen Hotels, die wir dort besuchten, waren zauberhaft. Wenn zum Teil auch sehr plüschig, aber immer mit viel Liebe zum Detail und einem ganz persönlichen Stil ausgestattet. Nach unserem Urlaub wurde mir schnell klar, ein eigenes kleines Bed & Breakfast, das werde ich auch irgendwann mal haben.

Nach vielen Besuchen auf Madeira kam mir dann die Idee, diesen Traum hier im milden und angenehmen Klima der Insel mitten im Atlantik umzusetzen.

Gesagt, getan – nicht ganz. Es begann eine eineinhalbjährige Suche nach dem richtigen Ort und der mehr oder weniger perfekten Immobilie. Verbunden mit vielen Besuchen vor Ort zu Besichtigungszwecken. Und nicht zu vergessen die tage- und nächtelangen Recherchen per Internet. Man soll ja nicht glauben, dass Webseiten von Immobilienmaklern regelmäßig gepflegt werden. Von daher kann ich gar nicht mehr nachhalten, wie viele Immobilien ich interessant fand und angefragt hatte, die bereits seit Jahren verkauft oder wieder vom Markt genommen waren. Das frustrierte sehr.

Aber nach vielen Monaten der Suche kam der erlösende Anruf von unserer Immobilienmaklerin: „Ich habe es gefunden!“. Eine Woche später saßen wir im Flieger und nach der ersten Besichtigung war mir klar, sie hatte Recht, das war unser Objekt. Mitten in der Hauptstadt Funchal gelegen, direkt oberhalb der Altstadt. Die perfekte Location: nur zwei Minuten zur Küste und fünf Minuten zu den Restaurants und trotzdem in einer ruhigen Seitenstraße. Meinen Mann musste ich noch mit zwei weiteren Besichtigungsterminen, inklusive Architekt, Baugutachter, Bauunternehmer und unserer Relocaterin, überzeugen. Aber letztendlich erlag auch er dem Charme der Location!

Ein halbes Jahr später: Der Kauf der Immobilie war vertraglich festgelegt, der Umzug organisiert, Familie und Freunden sagten wir Lebewohl. Unser Abenteuer auf der Insel konnte beginnen.

Und das es ein Abenteuer werden würde, war uns klar. Obwohl das Haus in einem recht guten Zustand war, dauerte die Renovierungs- und Umbauphase nicht wie geplant drei Monate, sondern ein ganzes Jahr! Manchmal kam ich mir vor wie in dem Film „Geschenkt ist noch zu teuer.“ aus den 80ern mit Tom Hanks. Bauschutt der sich meterhoch türmte, Staub der einem den Atem nahm, ständig mussten festgelegte Entwürfe überdacht und neu gemacht werden und nicht zuletzt der Lärm, der Tag für Tag nicht enden wollte. Und unsere Nachbarn, die hatten sich kein einziges Mal über den Lärm und den Schmutz beschwert. Ganz im Gegenteil, mit fast kindlicher Neugier nahm man alle Fortschritte zur Kenntnis und kommentierte diese wohlwollend. Also blieb ich optimistisch. Denn irgendwann sollte auch dieser Abschnitt in meinem Leben beendet sein.

Die allgemeine Eingewöhnungsphase auf der Insel gestaltete sich dagegen fast problemlos. Behördengänge sind natürlich auch hier erst einmal an der Tagesordnung. Aber dafür hatten wir zum Glück bereits vor unserem Umzug den Kontakt zu einer erfahrenen Relocaterin aufgebaut. Sie stand uns mit Rat und Tat hier vor Ort zur Seite. Und dank ihrer ruhigen und professionellen Art, konnten wir Ummeldungen, Genehmigungsverfahren, Notar- und Banktermine, Anmeldungen und Besuche auf Ämtern einfach bewältigen.

Auf Madeira macht man es Neuankömmlingen recht leicht. Fast überall spricht man Englisch und wenn die Kommunikation mal mit Händen und Füßen vonstatten gehen muss, ist sich dafür niemand zu schade – alle sind extrem hilfsbereit.

Und dann, nach über einem Jahr, war es vollbracht: Im August 2017 waren alle Arbeiten erledigt und wir konnten unser Bed & Breakfast „Quinta B.“ eröffnen. Mit einer kleinen Party mit Nachbarn, unserem Architekten, unserer Maklerin, unserer Relocaterin und noch einigen anderen netten Menschen, die wir mittlerweile kennengelernt hatten, feierten wir meinen Traum mit reichlich Champagner bis tief in die Nacht.

Wir selbst wohnen natürlich auch in der Quinta. Die beiden Obergeschosse des Hauses werden von uns privat genutzt, im Erdgeschoss befinden sich die Gästelounge, der Wintergarten/Frühstücksraum, die große Küche und das Büro meines Mannes. Die vier Gästezimmer sind im Anbau sowie im Souterrain des Hauses untergebracht.

Und damit aus unserem Haus auch ein richtiges Zuhause wurde, sind wir seitdem auch noch Katzeneltern. Hätte man mich in Deutschland gefragt, ob ich ein Haustier haben wollte, hätte ich das auf jeden Fall verneint. Aber, und das ist das schöne an meinem neuen Lebensabschnitt, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern … erfinde und erfahre ich mich doch immer wieder neu auf dieser Insel.

Einen Tag nach unserer Eröffnungsparty listete ich das B&B im Internet und nach zwei weiteren Wochen – in denen die Spannung bezüglich erster Buchungen fast ins unendliche stieg – durften wir unsere ersten Gäste, ein Ehepaar aus Deutschland, begrüßen. Recht schnell bekamen wir mehr und mehr Gäste und das neue Leben und meine neue Berufung wurden zum Alltag. Einen Alltag, den ich jeden Tag aufs Neue zu schätzen und zu genießen weiß. Wer steht schon morgens mit dem Blick auf das Meer und den Hafen von Funchal auf? Hier ist fast immer wunderschönes Wetter und mein Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz ist eine kurze Treppe hinunter ins Erdgeschoss.

Viele unserer Gäste wollen natürlich wissen, warum und seit wann wir hier auf der Insel sind. Wir erzählen ihnen dann unsere kleine Geschichte und meist kommentieren die Gäste abschließend mit dem Satz: „Alles richtig gemacht …“. Ja, so ist es dann wohl auch: Alles richtig gemacht und Glück gehabt. In unserem Falle war der gewählte Zeitpunkt optimal, die Location perfekt, unser Konzept stimmig und wir – wir sind zufriedener als jemals zuvor.

Zu vielen weiteren Themen über Gäste, unsere kleine Erfolgsstory, den Insulanern und dem Inselleben an sich, werde ich in weiteren Blogs in den kommenden Wochen berichten. Und da gibt es einiges zu erzählen, von recht bizarren bis hin zu wunderschönen Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit erleben durfte.

Bis dahin hoffe ich, mit meiner kleinen persönlichen Geschichte zum Thema „Auswandern – ich verwirkliche meinen Traum.“ einen ersten Einblick in mein neues Leben gegeben zu haben und freue mich, wenn ihr an weiteren Anekdoten interessiert seit.

Beijinhos Heike

12 Comments

  • Andrea

    Liebe Heike,
    auch wenn ich deinen Weg zur Traumerfülling teilweise aus der Ferne mitverfolgt habe, liest es sich in dieser Zusammenfassung noch einmal so aufregend und spannend, wie es damals für euch ja auch war. Und ich erinnere mich so gut, wie ich das erste Mal auf der Terrasse stand und es nicht fassen konnte, dass es exakt so aussah, wie auf den Bildern. Dazu die warme Luft auf meiner Haut und diese Blumenduft! Im Dezember!
    Nein, ich bin nicht neidisch. Ich gönne dir dieses Glück von ganzem Herzen. Aber es gibt schon viele Momente, da wäre ich gern bei dir!
    Ich freue mich schon jetzt auf viele weitere Einträge, die mich kurz zu dir „beamen“ 🙂

    • Heike Becker

      Liebe Andrea,
      ich freue mich sehr über deinen Kommentar und das du dich so sehr mit mir freuen kannst!
      Es kann es kaum erwarten, dich und Stefan mal wieder auf der Terrasse mit Blumenduft und
      einer leichten Brise vom Meer zu begrüßen. Bis dahin, beame dich jederzeit hierhin. Du
      bist immer herzlichst willkommen!

  • Hummel Jutta

    Wir durften die Geschichte eures Abenteuers miterleben und haben 2 wunderschöne Wochen bei euch in Madeira ganz am Anfang verbringen dürfen. Wir freuen uns auf unser baldiges Wiedersehen. LG Jutta

    • Heike Becker

      Liebe Jutta,
      wir freuen uns so sehr euch in ein paar Wochen wieder hier begrüßen zu dürfen und
      sind gespannt, wie euch unsere Quinta mittlerweile gefällt. Schließlich ist jetzt
      alles fertig und der Pool mit Wasser gefüllt 🙂

    • Heike Becker

      Ganz lieben Dank. Obwohl du meine Geschichten ja sicherlich fast alle kennen
      wirst, kann ich dich vielleicht das ein oder andere Mal noch überraschen!

  • Michael Schwarz

    Liebe Heike,

    äußerst erfreut lese ich hier Deinen ersten Eintrag in Deinem Block.

    Ich bin gespannt auf viele spannende Geschichten, die Du bestimmt in Deiner unverwechselbaren Art zu erzählen weist.

    Grade weil wir Deine Quinta B. schon mehrfach live erleben durften, fühle ich mich beim lesen, als wenn ich grade bei Euch auf der Terrasse sitze und mich darauf freue, zu einem Tipp zum Abendessen in die nahe Altstadt zu flanieren!

    Herzlichste Grüße und ganz viel Erfolg mit Deinem Block!
    Michael, Annett und Abby 😸

    • Heike Becker

      Liebste Lieblingsgäste,
      vielen Dank für das Lob. Sicherlich werdet ihr euch in einer meiner kommenden Geschichten – natürlich incognito – wieder erkennen 😉

  • Annette

    Liebe Heike,

    deinen ersten Blogbeitrag habe ich soeben ganz gebannt gelesen. Ich freue mich auf alle weiteren und bin gespannt, wovon du erzählen wirst! Das wird meine neue Seriensucht!

    Herzliche Grüße
    Deine Annette

    • Heike Becker

      Liebe Annette,
      vielen Dank für das Lob. Ich hoffe, dass ich dich auch in Zukunft an meinen Blog „fesseln“ kann.

  • Agnes Engels

    Hallo Heike das hast du sehr schön und interessant geschrieben.Ich fühle mich auch immer sehr wohl bei euch im Hause.Freue mich schon wenn wir wieder nach Funschal fliegen können

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