Um café por favor – portugiesische Kaffeetradition

Die Portugiesen sind ein Volk von Kaffeetrinkern. In kaum einem anderen europäischen Land wird so viel Kaffee getrunken wie in Portugal. Aber wer glaubt, dass er einen Mokka-Frapuccino mit laktosefreier Milch und Zuckerersatz bekommt, der ist hier vollkommen falsch. Natürlich wird ihm ein solches kaffeehaltiges Getränk in größeren Städten wie Lissabon und Porto serviert. Aber mit einem wirklich guten und traditionellen portugiesischen Kaffee hat dieses nichts gemein.

Ähnlich wie die Italiener trinken die Portugiesen einen sehr starken Kaffee. Und das immer und überall. Allerdings meist nicht zu Hause, denn jeder Portugiese hat sein kleines alteingesessenes Stammcafé. Dort geht er oft mehrmals täglich vorbei. Er trinkt seinen Kaffee, trifft Freunde, erfährt die neuesten Nachrichten, schimpft über dies und das, macht Pläne und ist eigentlich dort zu Hause.

Es gibt Kaffeehäuser für alle, an allen Orten und für jeden Augenblick des Tages.

Michel Verne

Wem man seine Bestellung aufgibt – um café por favor – , so bekommt man einen kleinen schwarzen Kaffee, auch als Espresso bekannt. Hier auf Madeira und in der Lissabonner Region nennt man den kleinen schwarzen Kaffee auch Bica. Der Begriff ist ein Akronym und bedeutet „Beba Isto Com Açúcar“. Wörtlich übersetzt heißt es „Trink das mit Zucker“. Als man nämlich begann, den kleinen schwarzen Kaffee im berühmten „Café A Brasileira“ in Lissabon anzubieten, gefiel den meisten Leuten der bittere Geschmack überhaupt nicht. So erfand man kurzer Hand den Slogan „Beba Isto Com Açúcar“. Und so lieben ihn die Portugiesen – tiefschwarz, heiß und süß.

Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten, einen guten Kaffee zu machen. Jeder Kaffee ist auf seine Art exzellent und auch in Portugal gibt es viele unterschiedliche Kaffeevarianten. Hier eine kleine Übersicht der Bekanntesten:

Garoto – ein Bica mit Milch

Chinesa – ein portugiesischer Cappucino

Café Americano oder auch Abatanado – eine große Tasse schwarzen Kaffee. Anders als zum Beispiel in Deutschland, wird bei der portugiesischen Variante ein Bica so lange mit heißem Wasser gestreckt, bis die Tasse voll ist.

Galão – ein Milchkaffee mit viel Milch aber ohne Milchschaum

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Varianten, deren Aufzählung hier aber zu weit führen würde. Und gleich noch ein kleiner Hinweis: In anderen Regionen von Portugal gibt es zahllose unterschiedliche Namen für die Kaffeespezialitäten. In Porto zum Beispiel heißt ein kleiner Schwarzer „Cimbalino“.

Für welche Variante man sich aber auch immer entscheiden mag, der Kaffee wird in der kleinsten Bar immer frisch gebrüht und schmeckt großartig.

Auf Madeira haben wir über 1200 Kaffeebars. Selbst im hintersten Winkel der Insel wird man eine kleine Bar finden und kann dort zu jeder Tageszeit und bis spät in den Abend hinein das schwarze bittersüße Getränk genießen.

Was wäre ein Kaffee ohne eine kleine Süßigkeit dazu. In Portugal wird zum Kaffee gerne ein kleines süßes Naschwerk gegessen.

An erster Stelle ist wohl das Pastéis de Nata zu erwähnen. Dieses kleine Törtchen ist im ganzen Land gleichermaßen bekannt und beliebt. Täglich werden über 15 Millionen Pastéis in Portugal hergestellt.

Ihren Erfolgskurs nahmen die kleinen Törtchen 1834 in einer Bäckerei in Belem, heute ein Stadtteil von Lissabon. Die Bäckerei ist immer noch existent und wer Lissabon besucht, der muss natürlich dort hin – zum „Pastéis de Belem“. Allerdings muss man ein wenig Wartezeit einplanen. Denn nicht selten bilden sich lange Schlangen von Wartenden vor dem Café.

Darüber hinaus ist die Salame de chocolate sehr zum Kaffee zu empfehlen. Diese wird aus Zartbitterschokolade und Butterkeksen hergestellt. Eine ähnliche Variante kenne ich noch aus Kindertagen aus Deutschland. Dort nannte man einen ähnlichen Kuchen „Kalter Hund“.

Und für die unter uns, die keinen Kaffee trinken, gibt es in Portugal auch köstliche Teesorten. Zum Beispiel befindet sich auf São Miguel, der größten Azoren-Insel, die älteste Teeplantage Europas – Gorreana. In Familienbesitz werden hier seit 1883 die feinsten Teesorten angebaut.

Natürlich gibt es auch in unserem Bed & Breakfast den biologisch angebauten Grünen Tee und den Orange Pekoe von Gorreana.

Aber auch die Teesorte „Broken Leaf“ von der Teeplantage Porto Formoso auf São Miguel wird bei uns gerne getrunken.

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und eine der oben erwähnten Kaffeevarianten oder Teesorten gerne zum Frühstück probieren möchte, der sollte doch einfach mal bei uns vorbei kommen und ein paar Tage in unserem kleinen Bed & Breakfast verbringen.

Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken.

Jonathan Swift

In diesem Sinne, beijinhos
Heike

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