Inselalltag – ein Alltag mal anders…

…und doch nicht so anders.

Auf jeden Fall ist das Wetter anders. Ich komme ursprünglich aus der Region um Düsseldorf herum. Der Sommer war dort oft schwül und verregnet. Wenn es mal schön war, musste man die Tage sofort nutzen zum Fahrradfahren, für den Biergarten oder zum Grillen. Aufs Wochenende warten und dafür Pläne mit Freunden schmieden, brachte nichts, das Wetter war dann wieder ganz anders und ein geplantes Abendessen auf der Terrasse fiel buchstäblich ins Wasser. Im Winter war es eher „uselig“ denn knackig kalt. Die Temperaturen fielen selten unter Null und es gab viel Regen. Wenn wir mal Schnee hatten, entstanden sofort chaotische Verkehrsverhältnisse. Der Schnee war eher pappig, nass und nach ein paar Stunden verklumpt, vereist und eklig schmutzig.

Hier ist es ganz anders. Die Temperaturen sind das ganze Jahr über sehr angenehm und liegen durchschnittlich zwischen 18 und 22 Grad im Winter und 24 und 28 Grad Celsius im Sommer. Von Juni bis spät in den Herbst hinein gibt es hier in Funchal so gut wie keinen Niederschlag und jeder Tag kann mit einem Frühstück auf der Terrasse begonnen und einem Abendessen unter freiem Himmel beendet werden.

Das Leben hier auf Madeira findet viel mehr im Freien statt. Die typisch madeirensischen Wohnhäuser haben Außenküchen. Da findet nicht nur das Essen an sich draußen statt, sondern wird auch an der frischen Luft zubereitet. Unsere Küche ist im Haus. Aber sie verfügt über eine große Fensterfront, die wir komplett öffnen können und somit fast eine Außenküche haben.

Die meisten Häuser haben keine Heizungssysteme. Die braucht man bei dem gemäßigten Klima auch nicht. Die Häuser in den Bergen haben große Kamine, die im Winter dafür sorgen, dass die kühle Feuchtigkeit nicht ins Gemäuer und in die Knochen der Bewohner zieht. Klimaanlagen erfreuen sich dagegen allergrößter Beliebtheit. Wer es sich leisten kann, hat zumindest im Schlafzimmer eine, um in den subtropischen Nächten gut schlafen zu können. Ein offenes Fenster, wie in unserem Schlafzimmer, leistet allerdings auch sehr gute Dienste. Lediglich die Gästezimmer haben bei uns Klimaanlagen. Schließlich sollen unsere Besucher angenehm schlafen und morgens frisch und ausgeruht in den Tag starten.

Der Arbeitsalltag gestaltet sich hier ähnlich wie überall. Wir müssen für unseren Unterhalt arbeiten, auch wenn viele Urlauber das nicht so sehen. Der Morgen läuft nach einer festen Choreografie ab: Zuerst wird das Frühstück für die Gäste zubereitet. Jedes Zimmer hat am Vorabend eine individuelle Bestellung mit Hilfe unserer Frühstückskarte eingereicht und dabei gleich eine Uhrzeit zum Frühstücken angegeben. Wir arbeiten diese Bestellungen dann nacheinander ab, und da wir ein gut eingespieltes Team sind, ist die Stimmung in der Küche und auf der Frühstücksterrasse immer sehr entspannt und angenehm. Ich kümmere mich um die kalten und süßen Speisen, mein Mann bereitet die Fruchtsäfte und Salate zu und ist der Koch am Herd für die diversen Eierspeisen.

Sind die Gäste erst einmal alle versorgt, frühstücken wir zusammen mit unserer Haushälterin Doroteia. Danach stehen Aufräum- und Putzarbeiten an, die wir drei zusammen erledigen: Frühstücksterrasse, Frühstückszimmer, Gästelounge und Küche sind wieder aufzuräumen. Danach folgen die Gästezimmer. Schließlich möchten alle Besucher am Abend in saubere Zimmer kommen und frische Handtücher vorfinden.

Im Anschluss wird die Wäsche gewaschen und gebügelt. Das fällt in Doroteias Arbeitsbereich. Ich erstelle zwischendurch eine Einkaufsliste und erledige die Besorgungen. Das Einkaufen macht mir immer besonderen Spaß – ich bin alle zwei Tage unterwegs und kaufe frisches Obst und Gemüse. Dieses bekomme ich in einer großen Quinta in der Nähe. Dort wird alles selbst angebaut und es kommt frisch vom Feld in meine Küche. Eine der besten Bäckereien ist um die Ecke. Dort gibt es viele verschiedene Sorten von Brot und Brötchen, die bei unseren Gästen besonders gut ankommen.

Während ich mich zusammen mit Doroteia um die oben beschriebenen Aufgaben kümmere, ist natürlich auch mein Mann in seinen diversen Jobs unterwegs: Er ist der Poolboy, der morgens den Pool säubert, Poolhandtücher bereit legt, die Liegen und Sessel mit Auflagen versieht und die Sonnenschirme aufstellt. Danach kümmert er sich um unseren Garten und die Terrassen. Und irgendwelche Reparaturarbeiten stehen natürlich auch immer an und wollen zeitnah erledigt werden. Zwischendurch ist er auch schon mal als Animateur oder Concierge unterwegs.

Und das Allerwichtigste: Er ist mein hauseigener Grafiker. Er hat unsere wunderschönen Logos entworfen, gestaltete die komplette Geschäftsausstattung und ist für alle Publikationen verantwortlich (außer natürlich meinen Blog). Auch ist er der Social-Media-Beauftragte und wird nicht müde, über unser Bed & Breakfast auf Facebook, Instagram und Co. zu informieren.

Im Laufe des Tages reserviere ich Restaurants für den Abend, plane Bootsausflüge und unseren Shuttleservice zum und vom Flughafen. Nachmittags backe ich sehr gerne Kuchen und koche Marmeladen ein. Und wenn ich mal keine Lust oder Zeit zum Backen habe, bestelle ich Törtchen bei einer Bäckerin in den Bergen. Sie macht kleine Köstlichkeiten aus Frischkäse von der Insel. Darauf freuen sich unsere Gäste immer ganz besonders am nächsten Morgen.

Natürlich reisen zwischendurch neue Gäste an und ab. Aber auch da sind wir mittlerweile ein eingespieltes Team und können uns gegenseitig unterstützen. Sollte ich mal nicht da sein, wenn Gäste ankommen, nimmt mein Mann die Gäste in Empfang und macht den Check-in. Die Abrechnungen und den Check-out mache ich immer. Ach ja, und nicht zu vergessen das Bearbeiten von eingehenden Buchungen. Das wird auch zwischendurch erledigt und macht mir ebenfalls großen Spaß. Ich liebe es zu sehen, wie sich unser Kalender mit Buchungen füllt. Ich bin immer sehr gespannt, wer sich hinter dem Namen der gebuchten Gäste verbirgt…

Zwischen 18.00 und 20.00 Uhr bieten wir unseren Gästen auf der Terrasse täglich die sogenannte „Madeira Time“ an. In dieser Zeit können sie den Sonnenuntergang bei einem Gläschen Madeira-Wein – der aufs Haus geht – genießen. Dabei entstehen immer nette Gespräche untereinander und so mancher hat auch schon seine Reservierung im Restaurant verpasst, weil es so unterhaltsam war.

Ist die Sonne erst einmal unter gegangen, alle Gäste in die Restaurants eingekehrt, studieren wir die Frühstücksbestellungen für den kommenden Morgen und freuen uns, mal wieder einen wunderschönen Tag mit netten Gästen und interessanten Geschichten erlebt zu haben.

Wenn mal keine Besucher im Haus sind, laufen wir selbst gerne eine Levada, gehen schwimmen und testen neue Restaurants. Schließlich sind gute Restaurant-Empfehlungen das A und O für einen Urlaub.

Ach ja, zwischen all den beschriebenen Aufgaben finde ich immer noch Zeit, regelmäßig Samstags in einem wunderschönen Park mit einer sehr netten Gruppe zu Meditieren, mich mit Freundinnen zu treffen und Pilates zu machen.

Das ist mein Alltag hier auf Madeira. Anders als in Deutschland – selbst bestimmt, immer wieder neu und doch von beruhigender Routine geprägt.

Beijinhos
Heike

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